Struktureller Rassismus und White Savior Complex
Ein Vortrag der Volkshochschule Bamberg Stadt
Online-Vortrag in Kooperation mit den Volkshochschulen in Oberfranken am Mittwoch, den 8. Dezember 2021, 19.00 – 20.30 Uhr
Mi, 08. Dezember 2021, 19:00 Uhr
Referentinnen: Bärbel Chojnacki und Nhi
Anmeldungen über: https://www.vhs-bamberg.de/
Oder spontan teilnehmen über folgenden Link:
https://meeting.amnesty.de/b/hel-on5-iin-bes
Raumcode 258428
Ein Blick auf die Geschehnisse der letzten Jahre wie der rechtsterroristische Anschlag in Hanau im Februar 2020, der Anstieg an alltäglichen Rassismus im Kontext der Covid-19-Pandemie gegenüber ostasiatisch gelesenen Menschen, der gewaltsame Tod von George Floyd durch die Polizei in den USA und die mehrfache Aufdeckung von Chat-Gruppen mit rassistischen Inhalten als auch rechtsradikalen Netzwerken in der nationalen Polizei zeigen, dass Rassismus global und vor allem auch in der Bundesrepublik Deutschland weiterhin ein existierendes Gesellschaftsphänomen darstellt, welches das Leben marginalisierter und rassifizierter Menschen beeinflusst und gefährdet. Im nationalen Diskurs wird Rassismus jedoch vor allem auf individueller, zwischenmenschlicher Ebene (also als Resultat individueller politischer Einstellungen und ‚Vorurteile‘ gegenüber als migrantisch kategorisierten Personen gesehen und auf moralisch zu verurteilende Handlungs-weisen reduziert) verortet und als extreme Randerscheinung behandelt, was seinem Charakter als soziales Ordnungssystem nicht gerecht wird.
Um Rassismus verstehen und bekämpfen zu können, muss Rassismus als ein strukturelles Phänomen, das über einen gesamtgesellschaftlichen Wirkmechanismus verfügt und parallel dazu mit anderen Diskriminierungskategorien (z.B. Sexismus, Klassismus, Adultismus, Ableismus, Feindlichkeit gegenüber der LGBTQIA*-Community, etc.) eng verwoben vorliegt (Intersektionalität). Eine Strategie im Kampf gegen den strukturellen Rassismus mit all seinen neuen und perfideren Ausprägungen könnte die kritische Selbstreflexion darstellen. Diese Methodik umschließt neben das über sich selbst reflektieren ebenso die Betrachtung der Strukturen, die uns hervorgebracht haben. Macht ist hierbei ein sehr bedeutender Faktor, den wir im Rahmen unseres Vortrags beleuchten möchten. Hierfür soll sich konkret mit der Thematik des White Savior Complex (dt.: weißer Retter*innenkomplex) auseinandergesetzt werden.
„Der von Teju Cole geprägte Begriff „White Savior Complex“ beschreibt ein Phänomen, nach dem sich weiße Menschen aus dem Globalen Norden dazu berufen fühlen, in Ländern des Globalen Südens Entwicklungs-, Aufklärungs- oder Hilfsarbeit zu leisten“ (Brückenwind 2020, o.S.). Was viele Menschen durch vermeintlich gute, altruistische Absichten dazu bewegt, sich zu engagieren, erfolgt in der Regel ohne Befassung mit den Hintergründen herrschender Dominanzkulturen oder Ursachen für Missstände und führt schließlich zur Reproduktion von einem unterlegenen, mitleiderregenden Bild von Gesellschaften im globalen Süden. Wie kritische Auseinandersetzung hierzu aussehen kann und wie und wo v.a. finanzielle Ressourcen sowie Freiwilligenarbeit wirklich helfen können, wird im Vortrag ebenfalls thematisiert.